Anhörungsfragen zur Umsetzung von WEGM (Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität) im Kanton Basel-Landschaft
Sehr geehrte Damen und Herren
Mit der Nutzung dieses Formulars erleichtern Sie uns die Auswertung zentraler Punkte der Anhörung. Selbstverständlich steht es Ihnen jedoch frei, auch ausserhalb dieses Formulars und zu weiteren Punkten Stellung zu nehmen.
Konsultieren Sie zur Beantwortung der Fragen bitte die mitgelieferten Erläuterungen. Sie finden dort Details zu den Vorschlägen und deren Begründungen. Auf diesem Formular sind nur die zentralen Punkte aufgeführt.
Speichern Sie bitte Ihre Eingaben als Worddatei und schicken Sie diese bis am 18. Juni 2025 per Mail an bildung@bl.ch.
Stundentafel
Kernpunkt der neuen Stundentafel sind die beiden interdisziplinären Vertiefungsfächer in den Bereichen Geistes- und Sozialwissenschaften und MINT (siehe Erläuterungen). Weil den neuen Maturitätsfächern Informatik und Wirtschaft & Recht sowie den Kunstfächern gemäss neuem Maturitätsanerkennungsreglement (MAR) mehr Lektionen zustehen, der interdisziplinäre Unterricht zusätzliche Lektionen beansprucht und die Schülerinnen und Schüler im Allgemeinen nicht mehr Lektionen absolvieren sollen als heute, müssen einzelne Fächer Lektionen abgeben.
- Sind Sie grundsätzlich mit der neuen Stundentafel einverstanden?
☐ ja ☒ eher ja ☐ eher nein ☐ nein
Kommentar:
Eine Erläuterung, weshalb im wichtigen Fach Deutsch die Stundentafel um eine Lektion reduziert wird (von 14 auf 13 Lektionen), fehlt. Die SVP BL geht davon aus, dass diese Reduktion erforderlich ist, da die Umsetzung von MAR kostenneutral sein soll und man auch mit 13 Lektionen immer noch über dem Soll-Wert liegt. Trotzdem wäre eine kurze Begründung wünschenswert (gerade auch in Anbetracht des getroffenen Volksentscheids, das Fach Deutsch im Rahmen des Projekts «Zukunft Volksschule» zu stärken).
Die neue Vorgabe, wonach der Lernbereich «Bildende Kunst und Musik» (im Kanton BL bisher 5%) mindestens 6% des Unterrichts ausmachen soll, was eine Erhöhung um weitere 1% erfordert, wird von der SVP BL nicht unterstützt. Die bisherigen 5% hätten nach Ansicht der SVP BL auch zukünftig absolut ausgereicht (zumal auch der Anteil der Schülerinnen und Schüler, welche sich nach dem Gymnasium in diese Richtung weiterentwickeln, verhältnismässig sehr klein ist).
Die Einführung des Vertiefungsfaches MINT erachtet die SVP BL als sinnvoll, da gerade in der Arbeitswelt aufgrund technologischer und digitaler Entwicklungen die Bedeutung dieser Lerninhalte zunimmt.
Schwerpunktfächer
Der folgende Vorschlag steht zur Diskussion: Bis auf die Schwerpunktfächer Italienisch, Griechisch und Russisch sollen alle anderen bisherigen Schwerpunktfächer (Physik/Anwendungen der Mathematik, Biologie/Chemie, Bildende Kunst, Latein, Musik, Spanisch, Wirtschaft & Recht) weitergeführt werden. Neu soll das Schwerpunktfach Philosophie/Psychologie eingeführt werden.
Wird das Schwerpunktfach Italienisch abgeschafft, können Schülerinnen und Schüler nicht mehr gleichzeitig Französisch und Italienisch als obligatorische Fächer besuchen (vgl. Erläuterungen). Die Schülerinnen und Schüler wählen entweder Italienisch oder Französisch als Grundlagenfach. Es bleibt ihnen jedoch die Möglichkeit, die andere Sprache als Freifach oder eventuell als Ergänzungsfach zu besuchen.
- Sind Sie mit dem neuen Schwerpunktfach-Katalog einverstanden?
☐ ja ☒ eher ja ☐ eher nein ☐ nein
Kommentar:
Schwerpunktfächer
Aus Kosten- und Effizienzgründen begrüsst die SVP BL die Entscheidung, dass die Schwerpunktfächer Russisch und Griechisch aufgrund des geringen Interessens seitens der Schülerinnen und Schüler nicht mehr angeboten werden.
Hingegen bedauern wir, dass es zukünftig nicht mehr möglich sein wird, beide Landessprachen (Italienisch/Französisch) sowohl als Grundlagenfach und zeitgleich auch als Schwerpunktfach zu wählen (beispielsweise Französisch im Grundlagenfach, Italienisch im Schwerpunktfach). Dies wurde bereits in den Lesungen im Bildungsrat moniert. Die in der Folge nachträglich aufbereiteten Zahlen belegen aber, dass das Interesse am Schwerpunktfach Italienisch seitens der Schülerinnen und Schüler in den letzten Jahren nur gering ausgefallen ist (5-6%), sodass es den Vorschlag aus Kostengründen zu akzeptieren gilt.
Maturitätsprüfungen
Die Maturitätsprüfungen in Deutsch, Französisch oder Italienisch, Mathematik und dem Schwerpunktfach sind durch das Maturitätsanerkennungsreglement (MAR) vorgegeben. Inhaltlich schaffen die beiden Vertiefungsfächer eine grössere fachliche Breite der Ausbildung im letzten Schuljahr als heute.
Heute haben Gymnasiastinnen und Gymnasiasten fünf Maturitätsprüfungen zu absolvieren. In Zukunft sollen neben den vier obligatorischen Prüfungen die beiden Vertiefungsfächer geprüft werden (insgesamt 6 Maturitätsprüfungen), womit alle Lernbereiche anteilsmässig berücksichtigt werden.
- Sind Sie mit den vorgesehenen Maturitätsprüfungen einverstanden?
☒ ja ☐ eher ja ☐ eher nein ☐ nein
Kommentar:
Die SVP BL begrüsst die Erweiterung der Maturitätsprüfungen auf neu sechs Prüfungen (statt bisher fünf).
Weitere Bemerkungen
- Haben Sie weitere Bemerkungen zur Umsetzung des Projektes «Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität»?
Kommentar:
Wir bedanken uns für die Gelegenheit, unsere Ansichten zur Umsetzung des neuen Maturitätsanerkennungsreglements (MAR) im Rahmen des Projekts WEGM einbringen zu können.
Position der SVP Baselland
Die SVP Baselland vertritt die Ansicht, dass sowohl die Abschlussquote an den Baselbieter Gymnasien mit 96% wie auch die Studiumserfolgsquote der Studierenden mit einer im Kanton BL erworbenen Matura von 89-90% an den Universitäten sehr zufriedenstellend sind (vgl. Bildungsbericht 2023). Ergo attestieren wir der gymnasialen Ausbildung im Kanton BL eine gute Qualität, welche die Schülerinnen und Schüler adäquat auf das Studium vorbereitet. Folglich teilen wir die Ansicht der Konferenz der Erziehungsdirektoren (EDK) einer dringenden Notwendigkeit der Anpassung des Maturitätsanerkennungsreglement (MAR) – gerade im Hinblick auf den sehr aufwändigen und Kosten generierenden administrativen Aufwand – nicht und unterstützen auch nicht alle von der EDK verabschiedeten Vorgaben.
Die SVP Baselland unterstützt deshalb das seitens der Bildungsdirektion klar deklarierte Ziel, dass die neue Stundentafel kostenneutral sein soll.
Wahlmöglichkeit zwischen Italienisch oder Französisch als Grundlagenfach
Die SVP Baselland erachtet es als sinnvoll, dass nebst Französisch auch Italienisch als eine weitere Landessprache neu als Grundlagenfach zur Wahl steht. Es gilt hier aber unbedingt sicherzustellen, dass angehende Gymnasiastinnen und Gymnasiasten sich im Klaren sind, dass an der Matura das Niveau B2 gemäss GER in Italienisch erreicht werden muss und sie somit zwingend Vorkenntnisse in Italienisch mitbringen müssen. Italienisch nur als Option zu wählen, um endlich vom oftmals ungeliebten Französisch loszukommen, ist vor diesem Hintergrund klar die falsche Entscheidung. Wie weit die Bildungsdirektion BL hier strikte und v.a. verbindliche Aufnahmekriterien definieren wird, ist aus der Vorlage nicht ersichtlich. Der darin enthaltene Wortlaut «[…] gleichzeitig wird von den Schülerinnen und Schülern erwartet, dass sie bereits beim Eintritt über gewissen Italienischkenntnisse verfügen (mind. A1.1)» greift hier zu kurz. Deswegen empfiehlt die SVP Baselland mit Nachdruck, die Italienisch-Kenntnisse der Schülerinnen und Schüler vorgängig zu überprüfen. Weiter muss ins Bewusstsein gerufen werden, welche bildungspolitische Diskussionen diese zwischen Italienisch und Französisch neu ermöglichte «Wahl» auslösen kann. Die Tatsache, dass unsere Primarschülerinnen und Primarschüler bereits ab der 3. Klasse Französischunterricht besuchen, unsere Gymnasiastinnen und Gymnasiasten (die sogenannte «schulische Elite») Französisch aber bei Eintritt ins Gymnasium «abwählen» können, ist nicht nachvollziehbar und wird Diskussionen provozieren. Bedenkt man zusätzlich, dass andere, sich in anspruchsvollen Ausbildungen befindende jungen Erwachsene Französisch nicht abwählen dürfen (Bsp. KV-Lehre E- und M-Profil), macht es nach Ansicht der SVP BL es äusserst schwierig, dies plausibel zu begründen. Hinzu kommt, dass die geografische Lage des Kantons Basel-Landschaft im Dreiländereck sowohl in wirtschaftlicher, politischer als auch gesellschaftlicher Hinsicht klar dafür sprechen, Französisch zwingend beizubehalten.
Umsetzung und Übergangsregelung
Die geplante Einführung ab Schuljahr 2027/2028 erachten wir angesichts des zeitlichen Rahmens als ambitioniert, aber umsetzbar.
Schlussbemerkung
Die SVP Baselland begrüsst, dass der vorliegende Vorschlag mit unterschiedlichen Interessensvertretern, die aufgrund ihrer beruflichen oder schulischen Tätigkeit direkt vom neuen MAR betroffen sind, diskutiert und erarbeitet worden ist (Lehrpersonen, Schülern, Rektoren der Gymnasien, LvB, etc.). Denn so ist gewährleistet, dieser kein im stillen (Beamten-)Kämmerchen entstandener «Wunsch» bleibt, sondern von einer breiten Basis mitgetragen wird.
Weiter wird eine praxistaugliche Umsetzung und Handhabung erwartet, damit auch zukünftig erfreuliche Abschlussquoten sowohl an den Gymnasien wie auch an den Hochschulen erzielt werden können.
Wir danken Ihnen für die geschätzte Kenntnisnahme und Berücksichtigung unserer Stellungnahme.
Mit freundlichen Grüssen
SVP Baselland
sig. Peter Riebli
Parteipräsident
sig. Markus Graf
Fraktionspräsident